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09.11.2007 13:10 Alter: 17 yrs

Interview


29.10.2007 - Interview Freie Presse, Montag, den 29.Oktober 2007: Zahnärzte werben für Zahnersatz aus Sachsen Kammerpräsident Mathias Wunsch: Patienten wollen Kostenerstattung - Billigzahnersatzanbieter Mc Zahn konnte nicht Fuß fassen Chemnitz.
Am Samstag trafen sich rund 1100 sächsische Zahnärzte und Praxismitarbeiter zum Jahreskongress, der seit Jahren traditionell in Chemnitz stattfindet. Aus diesem Anlass sprach Dietmar Bartel mit dem Präsidenten der Zahnärztekammer Sachsen, dem Bautzener Zahnarzt Dr. Mathias Wunsch. Freie Presse: Wie geht es den sächsischen Zahnärzten nach der Gesundheitsreform? Mathias Wunsch: Die Reform brachte für die Zahnärzte keine gravierenden Veränderungen, lediglich die Zulassungsbeschränkungen fielen weg, so dass sich Zahnärzte überall niederlassen können, und es sind jetzt Praxisgemeinschaften möglich. Davon wurde allerdings bisher kaum Gebrauch gemacht. Leider ist unser Wunsch nach einer fallbezogenen Kostenerstattung, der schon im Gesetz stand, wieder gestrichen worden. Freie Presse: ... weil das vielleicht nur der Wunsch der Zahnärzte war? Wunsch: Nein, Patienten fragen schon danach, ob sie eine Rechnung erhalten, die sie dann bei der Kasse einreichen, sie halten das für fair und nachvollziehbar. Aber sie müssten sich ja für ein Jahr daran binden, und das passt einfach nicht in unser Versicherungssystem. Erst wenn der Kassenbeitrag spürbar gesenkt würde, wäre der Patient auch bereit, zuzuzahlen. Freie Presse: Zuzahlen muss er beispielsweise auch bei Zahnersatz, woran sich auch beim inzwischen bewährten Festzuschusssystem nichts geändert hat. Wunsch: Richtig, aber da hat er jetzt die freie Entscheidung, welche Versorgung er wählt. Vor dem Festzuschusssystem waren Implantate eine reine Privatleistung, heute geht einem auch bei dieser Versorgung der Zuschuss für die Kassen-Regelleistung, zum Beispiel eine Brücke, nicht verloren. Ein deutliches Plus für den Patienten.

Freie Presse: Minus haben jedoch viele Patienten in den letzten Jahren gemacht, wenn sie zum Jahresende eine größere Leistung beim Zahnarzt in Auftrag gaben: Sie wurden aufs neue Jahr vertröstet, weil kein Geld mehr da war. Wie ist die Lage Ende 2007? Wunsch: Bisher haben wir für dieses Jahr von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung noch keine solche "Horrormeldung" bekommen und hoffen vor allem für unsere Patienten, dass wir 2007 ohne Zwangskürzungen über die Runden kommen. Freie Presse: Wie steht es um die Mundgesundheit der Sachsen? Wunsch: Die ist, wie die letzte Mundgesundheitsstudie zeigte, deutschlandweit besser geworden. Der Kariesrückgang bei Jugendlichen setzt sich fort, was auch zur Folge hat, dass die Menschen mit zunehmendem Alter immer mehr eigene Zähne haben. Freie Presse: Das bringt doch aber sicher neue Probleme mit sich? Wunsch: Ja, die Zahnbetterkrankungen nehmen zu. Denen kann nur durch bessere und speziellere Pflege begegnet werden. Für diese Patienten werden in den Praxen die professionelle Zahnreinigung und Prophylaxe angeboten, die allerdings keine Kassenleistungen sind.

Freie Presse: Vor einem Jahr war Geiz noch geil, das Thema Billigzahnersatz aus China in aller Munde: Mc Zahn wollte das Land mit seinem Zahnersatz zum Nulltarif überschwemmen. Was ist daraus geworden?

Wunsch: Mc Zahn hat nicht Fuß gefasst, vielleicht, weil sich letztlich Qualität durchsetzt. Mir ist in Sachsen keine Praxis bekannt. Die sächsischen Zahnärzte werben für Zahnersatz aus Sachsen, wir haben uns auch mit der Zahntechnikerinnung zusammengesetzt, um unsere Zusammenarbeit zu intensivieren.

Freie Presse: Auf Ihrem Jahreskongress in Chemnitz ging es um Trends in der Zahnheilkunde. Was ist denn gerade angesagt?

Wunsch: Zum Beispiel das Bleichen der Zähne, was nicht nur unter Jugendlichen Mode ist. Auch Raucher, die dem Glimmstängel abgeschworen haben, wollen keine gelben Zähne mehr haben. Weiterhin ging es um Kariesbehandlung, Zahnerhaltung und moderne Wurzelbehandlung. Dabei führt künftig wohl kaum ein Weg am Laser vorbei.

Freie Presse: Das klingt nach einem guten Verhältnis Zahnarzt-Patient.

Wunsch: Das ist unser Eindruck. Und wenn doch Meinungsverschiedenheiten zu Rechnungen, Behandlungen usw. auftreten, hilft Patienten und Zahnärzten die Patientenberatungsstelle, die 90 Prozent der Fälle gütlich klären konnte Die Nummer gegen Kummer lautet: 0351 8066257.